Tayar Tunc legt seine ämter nieder
Tayar Tunc steht nicht mehr als Leiter des Bundesstützpunkts im olympischen Taekwondo in Düsseldorf zur Verfügung. Auch seinen Posten als Vizepräsident des Stadtsportbundes legt er nieder.
Tayar Tunc, Gründer und Vorsitzender vom Sportwerk Düsseldorf e.V., wird sich in Zukunft wieder mehr auf die Vereinsarbeit konzentrieren. Sein Entschluss steht fest. Er wird nach mehr als fünfzehn Jahren als ehrenamtlicher Leiter des Bundesstützpunkts im olympischen Taekwondo in Düsseldorf in dieser Form nicht mehr an der zukünftigen Entwicklung des Spitzensport-Stützpunktes mitwirken. Sein Entschluss fand in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Sportwerks, das ja Trägerverein des Taekwondo-Bundesstützpunkts ist, breite Unterstützung. Ob der Taekwondo-Bundesstützpunkt in Düsseldorf im nächsten Olympiazyklus fortgeführt werden kann, müssen die verantwortlichen Behörden, die Deutsche Taekwondo Union (DTU) und der Deutsche Olympische Sportbund entscheiden.
Sein Ehrenamt als Vizepräsident des Stadtsportbundes gibt Tayar Tunc ebenfalls nach mehr als zehn Jahren auf.
„Ich habe viele Jahre sehr gerne daran mitgewirkt, die Sportstadt Düsseldorf zu stärken und ihr auf nationaler und internationaler Ebene sportliche Erfolge zu bescheren. Darauf bin ich sehr stolz und dankbar. Zuletzt musste ich jedoch zunehmend feststellen, dass mein Engagement ohne nachhaltige Resonanz bei den Verantwortlichen in der Landeshauptstadt, den Verbänden und Ministerien blieb. Trotz vieler Gespräche in den letzten Jahren blieb ein klares Bekenntnis zu den Bedürfnissen der Sportart Taekwondo in Düsseldorf aus. Viele Gesprächsrunden verweisen immer auf die anderen Seiten und deren Entscheidungen zur Förderung oder Nichtförderung“, sagt Tayar Tunc. Neben Taekwondo ist nur noch Tischtennis mit einem Bundesstützpunkt in Düsseldorf vertreten.
Den kontinuierlich gestiegenen Anforderungen an den Taekwondo-Bundesstützpunkt in der Landeshauptstadt, konnte das Sportwerk bisher aus eigener Kraft gerecht werden. Dies kann und will der Verein nicht mehr leisten. „Ich bin der Stadt Düsseldorf sehr dankbar, dass sie mehrfach in die Infrastruktur des Taekwondo-Leistungssports investiert hat. Die Olympia-tauglichen Rahmenbedingungen, wie sie zukünftig erwartet würden, sind jedoch ohne eine dauerhafte kommunale Förderung nicht zu garantieren und konkrete Entscheidungen zur Förderung in Düsseldorf bleiben aus oder werden verhindert“, macht Tayar Tunc deutlich.
In den vergangenen Jahren haben er und sein Team sehr viel Energie in die Mitgestaltung der Sportstadt Düsseldorf gesteckt. Bis Dezember 2023 wird er seine Ämter ausüben, damit den Verantwortlichen genug Zeit bleibt, um Nachfolger zu finden und gegebenenfalls einzuarbeiten. „Mir liegt ein reibungsloser Wechsel sehr am Herzen“, betont der Sportwerk-Chef.
Tayar Tunc hat den Verein „Sportwerk“ 1994 gegründet und kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell zählt das „Sportwerk“ mehr als 900 Mitglieder aus mehr als 30 verschiedenen Nationalitäten. Damit ist das Sportwerk einer der größten Taekwondo-Vereine in ganz Deutschland. Die Anerkennung als Landesleistungsstützpunkt mit dem Prädikat „im besonderem Interesse des Landes NRW“ erhielt das Sportwerk 2002. Seit 2005 ist das Sportwerk Düsseldorf e.V. der Trägerverein des Bundesstützpunktes für olympisches Taekwondo. Die DTU betreibt neben Düsseldorf nur noch einen einzigen Bundesstützpunkt in Nürnberg. Im Gegensatz zum Bundesstützpunkt Düsseldorf wurde der Bundesstützpunkt in Nürnberg komplett von der bayrischen Landesregierung und der Stadt Nürnberg finanziert und wird auch darüber unterhalten.
Einen sehr hohen Stellenwert hat die Nachwuchsförderung im Sportwerk (Konzept Young Talents). Für sein „herausragendes Engagement im Kinder- und Jugendsport“ wurde der Verein mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. Bei der Wahl zum Düsseldorfer Sportler des Jahres 2019 erhielt Tayar Tunc vom Verein Düsseldorfer Sportpresse den Karl-Heinz-Wanders-Preis für besondere Verdienste um den Düsseldorfer Sport. Mit der goldenen Ehrennadel des Spitzenverbandes DTU wurde Tayar Tunc im Jahre 2021 für sein Engagement im Spitzensport und seiner vorbildlichen Integrationsarbeit geehrt. Im Spitzensportbereich holten Sportwerk-Athleten mehrere Europameister-Titel und -medaillen.
Als Kooperationspartner und Ausrichter vieler nationaler und internationaler Veranstaltungen in Düsseldorf wurde dem Verein bundesweite Anerkennung entgegengebracht und die Landeshauptstadt Düsseldorf durch das Sportwerk Düsseldorf hervorragend vertreten.
„Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir als einer der modernsten und innovativsten Vereine auf nationaler und internationaler Taekwondo-Ebene Anerkennung finden, aber uns in der eigenen Stadt die Unterstützung, die gemeinsame Planung und Vorgehensweise für den gestiegenen Aufwand für die Stützpunktarbeit fehlt. Wir engagieren uns in allen Bereichen der Stützpunktarbeit und des Vereinslebens seit Jahrzehnten in Düsseldorf. Leider sind wir uns mittlerweile sehr sicher, dass der Wille bei der Sportstadt Düsseldorf, die olympische Sportart Taekwondo nachhaltig zu etablieren, fehlt. Das zeigen auch die jüngsten Kürzungen um 50 Prozent unserer Leistungssportförderung durch die Stadt. Mit diesem Signal wird unseren Sportlern, Trainern und vielen Ehrenamtlern, mitten in der Saison der Boden unter den Füßen gerissen und deren sportliche Entwicklung nachhaltig ausgebremst“, so Tayar Tunc. „Mein Amt als Vizepräsident des Stadtportbundes lege ich ebenfalls zum Ende des Jahres nieder. Ich war über zehn Jahren ehrenamtlich sehr gerne für unsere Düsseldorfer Vereine als Vertreter deren Interessen unterwegs und habe in dieser Zeit sehr viele Menschen im Einsatz für den Düsseldorfer Sport kennenlernen dürfen.“
Durch die zunehmende Ungleichstellung und schwindende Wertschätzung ist es für Tayar Tunc nicht mehr akzeptabel, wegen einfachster Dinge für den Spitzensport immer wieder dieselben Klinken putzen zu müssen, unakzeptable Kompromisse einzugehen und gegen rückwärts mahlende Mühlen anzukämpfen.
„Zukünftig werden wir uns für unsere internationale Vereinskultur und unsere multikulturellen Grundwerte, unabhängig, neutral und weiterhin mit viel Herzblut, engagieren“, macht Tayar Tunc seine Position deutlich.